©Rheinische Post, März 2004

Fröhlicher Blues eines schweigsamen Stars 

Eric Clapton: Me & Mr. Johnson

Bei Studioarbeiten hatte Eric Clapton einen toten Punkt erreicht. Eine Pause war angesagt, seine Band spielte "just for fun" einige Songs des Blues-Legende Robert Johnson. Statt das geplante eigene Material und professionelle Statements aufzunehmen, widmete Clapton sein aktuelles Album "Me and Mr. Johnson" der Blues-Legende. 
14 der 29 Songs, die Johnson zu Lebzeiten aufnahm, sind nun auf Claptons "Me and Mr. Johnson" versammelt. "Die ganze Zeit wusste ich wohl intuitiv, dass ich ein Robert-Johnson-Album machen werde" sagte Clapton. Und der Spaß an der Freude bewegte den Gitarristen sogar zu einer Tournee.

Die Tournee ist zum "Warmspielen" für das "Slowhand"-Ereignis des Jahres gedacht: Am ersten Juni-Wochenende veranstaltet Clapton in Dallas ein dreitägiges Festival mit Gitarrenlegenden wie B.B. King, Carlos Santana, Brian May, Robert Cray, Steve Vai, Joe Walsh, Jimmy Vaughan und anderen. Da er mit seiner Band nicht einfach in Dallas auf die Bühne gehen und gut sein könne, sei die Konzertreise gebucht worden: "Wir touren in Europa im März und April, um in Form zu kommen." Und nach dem Festival werde er noch ein wenig in den USA unterwegs sein, um wieder abzukühlen.

Die Einnahmen des Gitarren-Festivals und einer Gitarrenauktion am 24. Juni im New Yorker Auktionshaus Christie's sollen dem von Clapton 1997 auf Antigua gegründeten Drogen-Rehabilitationszentrum zufließen. Clapton will sich auch von seiner "ersten anständigen Gitarre" trennen, die er jemals hatte: Eine kirschrote Gibson, die er von seinem "ersten wirklichen Einkommen mit den Yardbirds" kaufte. Auf dem Gitarrenkoffer ist ein "Cream"-Stempel; das Instrument sei wohl ziemlich wertvoll. "Wir reden aber von Menschen, die mit einem neuen Leben aus der Behandlung kommen", sagt er. "Was ist da eine Gitarre?"

"Crossroads" - die Musik des 1938 im Alter von 27 Jahren mysteriös zu Tode gekommenen Johnson ist der entscheidende Einfluss in Claptons Leben. Als 15-Jähriger habe er zum ersten Mal gehört - ein Freund hatte das Album "King of the Delta Blues" erstanden und mit in die Kneipe gebracht, in der die beiden in einer Ecke Blues spielen durften. "Dieses Album wurde für mich zu einem Leuchtfeuer", sagt er. "Rambling On My Mind" mit John Mayalls Bluesbreakern wurde 1966 sein Debüt als Lead-Sänger; Johnson begleitete Clapton durch seine gesamte Karriere, durch Höhen mit Cream und Tiefen mit Heroin- und Alkoholsucht. In orientierungslosen Phasen gab Johnsons Musik Halt: "Ich habe wieder Kontakt mit dem kleinen Jungen, dem Heranwachsenden, und ich finde das sehr belebend."

Johnson habe wie kein anderer das Gefühl eines niedrigen Selbstwertgefühls, Einsamkeit, sexuelles Verlangen und Enttäuschung ausgedrückt. Wie sich individuelle Erfahrung mit Musik verbinde, sei entscheidend. "Das ist so, als wenn mir ein Fan erzählt: 'Meine Frau und ich haben zu 'Wonderful Tonight' geheiratet.' Ich meine, von meinem Standpunkt her ist das ein netter kleiner Song, aber für jemand anderen hat er eine unglaubliche Bedeutung."

"Ich war jetzt Manns genug, es anzupacken"

Vor zwei Jahren begann Clapton mit seiner Band mit dem neuen Album. Sie spielten neue Lieder, aber auch ein paar Cover-Versionen ein, darunter Johnsons "Travelin' Riverside Blues". Als Clapton sich zuhause die Session-Höhepunkte anhörte, gefiel ihm nur der Johnson-Song. Die Arbeit am "konventionellen" Clapton-Album ging weiter, aber für schwierige Phasen führte er die Regel ein, ein Johnson-Lied zu spielen - und zwar so, als ob man in einer Kneipe sei und nur der Text bekannt sei. Daraus wurde "Me and Mr. Johnson". "Auf diese Art hat das Album verschiedene Geschmacksrichtungen bekommen", sagt er. "Sonst hätte alles ziemlich gleich geklungen."

Für Clapton war es wohl die Gelegenheit, ein Johnson-Album zu machen. "Ich war jetzt Manns genug, es anzupacken", sagt er. Die Band, die ihn begleitete, steuert mit fröhlicher Unbekümmertheit zum Erfolg des dritten Clapton-Blues-Albums nach "From The Cradle" und "Riding With The King" (mit B.B.King) bei.

Ein wichtiger Fixpunkt neben der Musik ist inzwischen das Familienleben mit seiner mehr als 30 Jahre jüngeren Frau Frau Melia McEnery und den beiden zwei und drei Jahre alten Töchtern Julie und Ella. "Ich bin ein ruhiger, schweigsamer Bursche und versuche ein hingebungsvoller Vater zu sein", sagte er dem "Rolling Stone" (US-Ausgabe). "Mein Alltagsleben ist absichtlich gewöhnlich." Er brauche das Gefühl, nach einer Tour nach Hause gehen zu können, die Tür zu schließen und ein eigenes Leben zu führen. "Aber bis zum Ende des nächsten Jahres werde ich bestimmt wieder an die nächste Tournee denken. Oder wieder über Pensionierung reden."

Eric Clapton: Me & Mr. Johnson

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