Meister des Blues

30. März 2005: Eric Clapton wird 60 Jahre alt

«Spielen Sie schon lange?», fragte ihn Königin Elizabeth II. kürzlich bei einem Empfang im Buckingham Palast. «Ja, es müssten jetzt 45 Jahre sein», antwortete Eric Clapton bescheiden. Beweisen muss der Meister des Blues niemandem mehr etwas. Zu seinem 60. Geburtstag am 30. März 2005 kann der Sänger und Gitarrist gelassen auf eine lange und große Karriere zurückblicken. Er meisterte Schicksalsschläge, überwand seine schwere Drogensucht - und setzt bis heute musikalische Akzente.
Groß geworden in der britischen Blues-Szene, produzierte Eric Clapton mit den Yardbirds und den Bluesbreakers von John Mayall in den 60er Jahren seine ersten Alben. Der große Ruhm kam mit dem Trio Cream (1966-1968): Londoner Fans sprühten zu jener Zeit den Spruch «Clapton is god» an die Wände. Mit dem Ensemble Derek and the Dominos konnte Clapton 1970 an diese Erfolge anknüpfen. Titel wie «Layla» - inspiriert von seiner Liebe zu Patti Boyd, der damaligen Frau seines Freundes George Harrison - markierten den Höhepunkt seiner Karriere.
In den 70er Jahren begannen aber auch die schweren Drogenprobleme des Musikers. Clapton blieb zwar weiter in der Oberliga der Rock- und Popmusik vertreten, verschwand im Heroinrausch aber von der Rockbühne. Er zog sich ins Studio zurück oder war zunächst nur noch als Begleitmusiker für Freunde wie Mick Jagger oder Marc Knopfler aktiv.
Pete Townshend von der Gruppe The Who bewegte ihn 1973 zu einem Comeback-Konzert, und mit dem Album «461 Ocean Boulevard» meisterte Clapton schließlich die Krise. Aber obwohl er den Absprung vom Heroin geschafft hatte, überwand er seine Alkoholsucht erst Jahre später. 1985 gestand er dem Magazin «Rolling Stone»: «Ich hatte eine Art automatischen Piloten, der mich aufrecht hielt. Ich stand immer am Rande des Kollaps.»
Gesegnet und verflucht - so setzte der Künstler Clapton seine schlimmsten Niederlagen in seine größten Erfolge um. Mit «Tears in Heaven» (1993), einem Song für seinen im Alter von vier Jahren tödlich verunglückten Sohn, rührte er die Welt. Der aus seiner Beziehung mit der italienischen Schauspielerin Lory Del Santo stammende Conor war 1991 aus einer Wohnung im 53. Stock eines New Yorker Wolkenkratzers gestürzt.
Nach den Alben «Journeyman» (1989) und «Unplugged» (1993) erhielt Clapton viele Preise: 1993 bekam der damals 48-Jährige sechs «Grammys» für seine Musikverdienste. Auch Prinz Charles und die Queen zeichneten ihn 1995 beziehungsweise 2003 mit königlichen Orden und Ehrentiteln aus. In der Rock and Roll Hall of Fame in Ohio (USA) ist Clapton als einziger gleich drei Mal vertreten.
Seine Musik war für ihn nach eigenen Worten Mittel zur «Selbstheilung». Clapton, erst Anfang diesen Monats zum fünften Mal Vater geworden, setzt sich für Drogensüchtige und Alkoholiker ein. Ende der 90er Jahre gründete er die Entziehungsklinik «Crossroads» auf der Karibikinsel Antigua.
In diesem Jahr will «Slowhand» mehrere Konzerte mit seiner alten Band Cream geben. Auch privat hat er mit 60 noch viel vor sich. Nach der gescheiterten Ehe mit Patti Boyd und einigen weiteren Beziehungen heiratete er im Jahr 2002 noch einmal - die heute 29-jährige Amerikanerin Melia McEnery. Sie ist die Mutter seiner drei jüngsten Kinder.

© General-Anzeiger Bonn/Greta Wonneberger, dpa

Eric Clapton bei einem Wohltätigkeitskonzert zugunsten der Tsunami-Opfer im Januar 2005

 

Eric + Melia

 

Eric Clapton bei einem Konzert in Modena, Italien