Im Kugelstoßen siegt der BärDer Pinguin reist zu den Olympischen Spielen und zeigt den Menschen, was ein
richtiger Schwimmer ist: Weltrekord! Goldmedaille!
Weil Menschen aber sind, wie sie sind, wird ihm die Medaille wegen unerlaubter Flossen aberkannt.
Da gibt es im Tierreich kein Halten mehr: Alle Tiere pilgern zu den Wettkämpfen und räumen ruckzuck
sämtliche Medaillen ab. Kein einziger Mensch hat mehr eine Chance. Wer kann schon den Bären beim
Kugelstoßen oder den Elefanten beim Gewichtheben schlagen? Und das Känguru boxt besser
als beide Klitschkos zusammen. |
Martin Baltscheit/Christine Schwarz: |
Spiel mit PerspektivenHinter die Fassaden können kleine Leser schauen, wenn sie sich „Im anderen Haus“ umsehen. Die Autorin hat sich während eines Rom-Aufenthalts ihre Geschichte ausgedacht: Lissia sucht ihre Katze und streift dabei kreuz und quer durch fremde Gemäuer. Durch ein zügelloses Spiel mit Perspektiven entsteht eine verkehrte, fantastische Welt mit dubiosen, rätselhaften Bewohnern und magischen Kräften. Steinerne Köpfe beginnen zu sprechen, und Lissia kann sogar senkrecht die Wände hinauflaufen. Ein richtiges Abenteuer – Spannung garantiert! Siglint Kessler: Im anderen Haus. Verlag Lappan, Oldenburg. 48 Seiten, 14,95 Euro |
Kopf in den WolkenDer kleine Oskar ist ein Träumer. „Nimm den Kopf aus den Wolken!“, schimpft seine Mutter, wenn er gar nicht hört, was sie ihm sagt. Die Familie fährt in Urlaub. Während all der Reisehektik und natürlich auch, weil er nicht aufpasst, steht Oskar plötzlich ganz allein in der Pampa. In seinem großen Schrecken macht er dort Bekanntschaft mit der kleinen Wolke Huu. Zunächst weinen beide um die Wette – sie regnen, wie die Wolke es nennt. Dann beginnt eine wunderbare Freundschaft, die natürlich auch nach dem Happy End noch anhält. Nur muss Oskar jetzt immer lachen, wenn jemand sagt, er trage den Kopf in den Wolken, schließlich schwebt Huu direkt über ihm. Ein ganz leises, poetisches Buch – vor allem dank der einfühlsamen Zeichnungen von Michael Dudok de Wit, der es schafft, mit einer Hand voll Strichen atmosphärisch dichte Landschaften zu zaubern. Theo/Michael Dudok de Wit (Ill.): Oskar und Huu. Verlag Sauerländer/Patmos, Düsseldorf. 32 S., 13,90 Euro |
Dame in RotFrau Bund und ihr Hund leben zurückgezogen, ein wenig einsam, aber sehr friedlich zusammen, bis eine langwimprige Hundedame in Rot beider Leben gründlich durcheinander wirbelt. Der Hund haut mit seiner Flamme ab, Frau Bund sucht Trost bei Herrn Fröhlich – und als wieder Frieden einkehrt, haben je zwei Herzen sich gefunden. Helga Bansch kommt mit ganz knappen Texten aus, aber in ihren episodischen Zeichnungen lässt sich schmökern wie in Romanen. Helga Bansch: Frau Bund und Hund. Verlag Jungbrunnen, Wien. 32 Seiten, 13,40 Euro |
Ein ganz besonderer BärEine Pille, die Selbstvertrauen schenkt, gibt es nicht, wohl aber ein handliches Büchlein – mit garantierter Wirkung. Unter dem knappen Titel „Ich“ lenkt Philip Waechter die Aufmerksamkeit des Betrachters auf ein ganzes Bärenleben. Schon ein besonderer Bär: schön, gepflegt, stark, schlau und mutig. Zuversichtlich, hilfsbereit und (fast) ohne Angst. Aber wie sich zeigt, braucht auch dieses Wunder an guten Eigenschaften hin und wieder ein Regulativ und eine starke Schulter zum Anlehnen. Empfehlenswert! Philip Waechter: Ich. Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim. 64 Seiten, 9,90 Euro |
Vom Sandmännchen und WestpaketenWie war eigentlich die DDR? Wer nach dem Mauerfall geboren ist, weiß oft viel zu wenig von der deutschen Republik im Osten, von ihren Strukturen und dem Alltagsgeschehen. Abhilfe schafft ein gelungener kleiner Band, der anschaulich, persönlich und für jeden verständlich schildert, was den einstigen Arbeiter- und Bauernstaat anfangs zusammenhielt und später ins Fiasko trieb. Susanne Fritsche wendet sich gegen das Vergessen und erzählt nicht nur von Wahlen und Wirtschaftsplänen, sondern auch vom Sandmännchen und den Thälmannpionieren, von Mangelware, Westpaketen und der Timurhilfe. Ein wertvolles kleines Geschichtsbuch! Susanne Fritsche: Die Mauer ist gefallen. Carl Hanser Verlag, München. 152 Seiten, 14,90 Euro |
Schweigen in SchwedenKrimifreaks haben sicherlich schon sehnsüchtig darauf gewartet: Mats Wahls
Star-Kommissar Harald Fors ermittelt wieder. Wie in seinem ersten Fall, in dem Roman
„Der Unsichtbare“, deutet
zunächst alles darauf hin, dass der junge Achmed Sirr Opfer von ausländerfeindlichen Jugendlichen
wurde. Aber es gibt auch andere Motive in dem Roman „Kaltes Schweigen“. Der 17-jährige Sirr war
alles andere als ein angenehmer Zeitgenosse. Er dealte mit Rauschgift, besaß Waffen und
erpresste seine Mitschüler. Schließlich brennt kurz vor Weihnachten sogar noch eine Kirche.
Insgesamt also ein mysteriöser Fall, der nicht leicht zu lösen scheint, denn niemand
traut sich, über Sirr zu sprechen. Kaltes Schweigen eben.
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Mats Wahl: Kaltes Schweigen. Hanser Verlag, München. 265 Seiten, 16,90 Euro |
Deborah Froese: In meiner Haut. Beltz Verlag, Weinheim. 328 Seiten, 14,90 Euro |
Im Sog der Meute [nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2005]Dayle hat bei einer Sommerfete schwerste Verbrennungen erlitten. Sie ist
das Opfer einer Explosion, der leichtsinnigen Tat eines angetrunkenen Jugendlichen. Dabei
sollte alles so schön werden an Dayles Geburtstag, der gleichzeitig der Tag ist, an dem sie Keith
kennen gelernt hat. Seit sie mit ihm geht, ist sie völlig verändert. Mit Keith ist in ihr
eine unbändige Sehnsucht nach einem aufregenden Leben entbrannt. Ein Leben, in dem ihre
beste Freundin Amy kaum noch Platz findet. Amys Warnungen zum Trotz gerät das verliebte,
lebenshungrige Mädchen in den Sog einer vergnügungssüchtigen und grölenden Meute,
die sie beinahe in den Abgrund zieht.
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FamiliengeheimnisDen Weg zu sich selbst, zu ihrer Leidenschaft und zu ihrer Bestimmung muss die 13-jährige Antonia finden. Sie ist die Hauptfigur in Ulrike Kuckeros Jugendroman „Das Ende der Stille“. Kuckero nimmt die Leser mit in eine faszinierende Welt der Klänge, die durch ein düsteres Geheimnis beinahe erstickt werden. Antonia ist es nämlich nicht vergönnt, Musik zu hören, geschweige zu spielen, weil ihre Mutter das nicht duldet. Doch seit Antonia das Klavier in Großmutters Haus entdeckt hat, wird sie von der Kraft der Töne getrieben. Heimlich nimmt sie Klavierunterricht. Irgendwann durchbricht sie das eisige Schweigen und entdeckt das Familiengeheimnis. Kuckeros packendes und spannendes Buch enthält viele tragische Elemente, doch daraus wächst keine Elegie. Ulrike Kuckero: Das Ende der Stille. Thienemann Verlag, Stuttgart. 224 Seiten, 13,90 Euro |
Franziska Groszer: Claire und Sophie. Dressler Verlag, Hamburg. 208 Seiten, 12 Euro |
Verlust und AuswegVon Tod, Trauerverarbeitung, Angst, Einsamkeit und Identitätsfindung
handelt der Roman „Claire und Sophie“. Die 15-jährige Claire und die 24-jährige Sophie
sind Schwestern, die sich nach dem Tod ihrer Mutter auf die Suche nach der Vergangenheit
begeben. Sie verlassen ihre Wohngemeinschaft in Ostberlin, der Heimat ihrer Eltern und ziehen
zurück in ihr altes Haus im Wendland, in dem sie nach der Wende mit der Mutter gelebt haben.
Es ist ein schmerzvolles Aufspüren ihrer Wurzeln, eine mühselige Aufarbeitung, der Versuch,
wieder eine Zukunft zu finden, vielleicht in Ostberlin, wo ihre Familiengeschichte begann und
von wo sie als Staatsfeinde in den Westen abgeschoben wurden.
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