Offene Türen für das Rotfrack-Heer"Stell dir vor, es ist Krieg – und keiner geht hin!" Die von der Friedensbewegung der 80er Jahre oft zitierte Parole weitet
Jugend-literaturpreisträger David McKee auf ein ganzes Bilderbuch aus. Sein General will auch das letzte kleine Land noch erobern, aber dort gibt es keine Waffen. Die Menschen laden die Soldaten einfach ein, mit ihnen zu leben – zu lachen, zu essen und zu spielen (Hüppekästchen!). Die einfache Rechnung geht auf: Selbst der General gelangt am Ende zu ein wenig Einsicht. McKee kleidet seine Friedensbotschaft in einfache Worte mit vielen Anspielungen und zeichnet dazu ein fröhliches Rotfrack-Heer. Für jedes Alter! |
David McKee: Vom General, der singen lernte. Bohem Press, Zürich. 28 Seiten, 12,80 Euro |
Maurice Sendak/Tony Kushner: Brundibar. Verlag Gerstenberg, Hildesheim. 56 Seiten, 18 Euro
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Sendak und die EhrlichkeitStechende Augen in Stahlblau und ein Napoleonhut – das ist Maurice Sendaks Leierkastenmann „Brundibar“. Der amerikanische
Jugend-schriftsteller („Wo die wilden Kerle wohnen“) hat mit seinem neuen Bilderbuch nach der im Ghetto Theresienstadt aufgeführten Krása/Hoffmeister-Oper „Brundibar“ Lasten aus der Kindheit abgetragen. Seine Illustrationen spiegeln Geschichten, die sein Vater aus dem Schtetl in Warschau erzählte. Sendaks unerwartet bunte Farben im Wechselspiel mit den Hinweisen auf die Vernichtungsmaschinerie der Nazis lässt die Atmosphäre im Ghetto nachempfinden. Die Menschen in Theresienstadt schöpften aus der Oper Hoffnung. Sie sahen in der Figur des bösartigen Brundibar den verhassten Hitler. In den kleinen Helden Pepicek und Aninka manifestiert sich – schnörkellos und klar erzählt von Tony Kushner – die Botschaft des märchenhaften Stoffes, nämlich gemeinsam gegen das Böse aufzustehen. |
Schlechte Laune?Schlechte Laune? So ein Tag, an dem man mit dem linken Bein zuerst aufsteht, kommt in den besten Familien vor. Die Frage ist: Wie geht so ein kleiner Miesepeter damit um? Der Dachs in Moritz Petz’ Bilderbuch zeigt kleinen Lesern zu-erst, wie man alles falsch macht, und bietet dann eine unerwartete Lösung an. An den treffenden Bildern von Amélie Jackowski lässt sich prima ablesen, wie sich beim Dachs nach und nach die Stimmung hebt. Witzig! Moritz
Petz/Amélie Jackowski (Ill.): Der Dachs hat heute schlechte Laune. |
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Magische AnziehungskraftHäuser, Tische und Stühle können in Antonie Schneiders Geschichte vom kleinen König sprechen und denken. Bücher auch – und der kleine König lässt sich von einem Buch und einem gelben Vogel zu einer Fantasiereise nach Afrika und Alaska überreden. Der Clou daran: Das Buch in der Geschichte und das Buch, in dem sie steht, sind identisch. So entsteht eine magische Anziehungskraft, die Isabel Pin mit ihren grazilen, schwerelosen Bildern kräftig stärkt. Am Ende möchte man das Buch schütteln, um zu sehen, ob nicht der gelbe Vogel herausflattert. Ein wunderbar beseeltes Buch! Antonie Schneider/Isabel Pin (Ill.): Kleiner König, wer bist du? |
BefreiungsschlagUm die Themen Angst und Mut dreht sich Lorenz Paulis Geschichte „Die Kiste“. Sie wird in dem Moment an den Strand gespült, als die Ziege Minna sich unbedingt verstecken muss. Die Holzkiste ist ihre letzte Rettung vor einem hungrigen Meerungeheuer. Minna lockt auch noch andere Tiere in ihr Versteck. Da sitzen sie nun und starren durch die Ritzen. Vom Ungeheuer ist weit und breit nichts zu sehen. Als dem Schwein vor lauter Schiss ein kleines Malheur passiert, wird allen klar, dass sie nicht ewig in der Kiste hocken bleiben können. Sie beraten sich und setzen dann zum Befreiungsschlag an. Hinterher sind sie die Sieger des Verwirrspiels und fühlen sich sehr mutig. Empfehlenswert! |
Lorenz Pauli/Kathrin Schärer (Ill.): Die Kiste. Verlag Sauerländer bei Patmos, Düsseldorf. 32 Seiten, 13,90 Euro |
Feines Gespür für SchuhdesignDer Balztanz der auf den Galapagos-Inseln lebenden Blaufußtölpel hat Bruno Hächler inspiriert. Tim Tölpel heißt der bizarre Vogel. Cinzia Ratto setzt ihn mit himmelblauen Watschelfüßen in Szene. Tim tanzt im Theater, zuerst mit Riesenerfolg. Doch dann sinkt sein Stern. Eine schlaue Ente mit feinem Gespür für Schuhdesign führt den Vogelstar zurück ins Glück. Eine Geschichte mit Witz, Herzblut und brillanten Einfällen, die die Illustratorin kongenial aufnimmt und ergänzt. Bruno Hächler/Cinzia Ratto(Ill.): Tim Tölpel. Michael Neugebauer Verlag, Gossau/Zürich. 32 S., 12,80 Euro |
Floßfahrt im brüllenden WasserAllein in die wilden Naturlandschaften Kanadas? Was Stefan sich vornimmt, klingt anfangs harmlos. Einen Freund besuchen, der dort eine Jagdlodge aufbaut. Doch schnell erkennt Stefan, dass er nur als billige Arbeitskraft missbraucht wird. Also macht er sich auf, die unberührten Flüsse und Wälder allein zu durchstreifen. Schon bei der ersten Floßfahrt entfaltet sich Wolfgang Bittners ganze Erzählkunst. Man spürt jede Woge, ertaubt fast im Brüllen des Wassers. Bis hin zur Begegnung mit dem indianischen Einzelgänger „Grauer Bär" lässt die Spannung nicht nach, wächst die Sorge um Stefans Wohlergehen. Authentisch erzählt, ein Buch zum Verschlingen! Wolfgang Bittner: Die Fährte des Grauen Bären. Laetitia-Verlag, Modautal. 228 Seiten, 14,60 Euro |
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Wortepollen und BüchersamenDer kleine Herr Paul lässt sich in Sachen Bücher nichts vormachen. In seiner Familie wird von morgens bis abends nur gelesen – und wenn er seine Eltern mal vermisst, schüttelt er sie aus einem Papa/Mama-Bilderbuch. Im Garten wachsen Bücherbäume. Wenn es regnet, bläst der Wind Worte in die Wassertropfen – und wenn Wortepollen und Büchersamen sich befruchten, ernten die Pauls eine Piratengeschichte mit 20 Folgen! Auch ohne Lektüre hat der kleine Herr Paul Überraschungen auf Lager. Unsichtbare Weltzüge mit transparenten Reisenden oder ein verlorenes Lachen. Martin Baltscheit fischt ergiebig und mit feiner Formulierkunst im Zauberreich der Fantasie. Martin Baltscheit: Der kleine Herr Paul. Altberliner Verlag, Frankfurt/Main, 80 Seiten, 11,90 Euro |
Ausgewählte Weihnachtsbücher |
Lina greift einWeihnachtszeit – für Kinder die aufregendste Zeit des Jahres. Überall duftet es nach Tannengrün und nach Plätzchen, da werden Wunschzettel geschrieben und in eisiger Kälte die Nasen an den geschmückten Schaufenstern
platt gedrückt. Was sonst noch in dieser spannenden Adventszeit so alles passieren kann, erzählt Thomas Endl in seiner humorvollen Geschichte „Nikolaus und Nikolina“. Darin ist dem Nikolaus überhaupt nicht zum Lachen zumute. 1312 Jahre hat bei der Bescherung immer alles geklappt. Im 1313. Jahr greift er in seinen Sack und wird plötzlich gebissen. Nicht etwa von seinen Schokoläusen, nein, von einem kleinen Mädchen namens Lina, das steif und fest behauptet, das Kind des Nikolaus zu sein und ab jetzt sein Gehilfe. Schließlich sei ein Leben mit Lina viel aufregender als mit diesem knurrigen Knecht Ruprecht. |
Thomas Endl: Nikolaus und Nikolina. Baumhaus Verlag, Frankfurt. 64 Seiten, 9,90 Euro |
Dagmar Geisler: Engelchen. Oetinger Verlag, Hamburg. 16 Seiten, 4,90 Euro |
Dusche aus den WolkenWas muss ein kleiner Engel alles am Morgen erledigen, bevor er im weihnachtlichen Engelschor singen kann? Dagmar Geisler verrät es uns in ihrem kleinen Pappbilderbuch „Engelchen“. Das kleine Engelkind begrüßt den Tag keck blinzelnd mit einem Auge, steht auf und putzt sich die Zähne – exakt drei Minuten lang. Dann wäscht es sich und zieht sich an, so wie die jüngsten Betrachter es schon kennen. Aber gewisse Unterschiede gibt es dennoch. Der kleinste Engel liegt nämlich im Bettchen unterm Sternendach, Pippi macht er ins goldne Himmelstöpfchen, die Dusche kommt aus den Wolken, das Shampoo besteht aus Sternen und wenn er ins kuschelweiche Engelshemd schlüpft, klemmt immer ein Flügel. Dagmar Geisler wird die kleinen Menschenengel wieder einmal begeistern und das nicht nur, weil die Flügel des kleinen Himmelsengels so schön golden glitzern. |
AugenschmausIn dem Bilderbuch „Großvaters Weihnachtsüberraschung“ verpackt Gaby Scholz die biblische Weihnachtsgeschichte in eine wunderschöne Erzählung. Tom, Jonas und Melanie warten auf ihren
Opa. Auch in diesem Jahr hat Großvater sie nicht vergessen. Am Weihnachtsabend ziehen sie mit Fackeln und einem Schlitten, auf dem eine große geheimnisvolle Kiste festgemacht ist, in den verschneiten Winterwald. An einer Lichtung mit einer Futterkrippe machen sie Halt und öffnen die Kiste, die mit allerlei Köstlichkeiten für Vier- und Zweibeiner gefüllt ist.
Wie damals in Bethlehem sitzen sie jetzt bei dampfendem Kakao mit den Tieren an der Krippe friedlich zusammen, als Opa die Geschichte vom allerersten Weihnachten erzählt. |
Gaby Scholz: Großvaters Weihnachtsüberraschung. Coppenrath Verlag, Münster. 32 Seiten, 12,95 Euro |
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Falscher PfarrerAufregend geht es in dem Weihnachtskrimi „Die Weihnachtsmarktbande“ von Wolfram Hänel zu. Milli, Panik und Tassilo sind wieder in einen verzwickten Fall verwickelt. Taschendiebe machen den Weihnachtsmarkt unsicher. Kein Problem für die drei Hobbydetektive. Mit Kombinationssinn enttarnen sie einen falschen Pfarrer und seine als Pennerin verkleidete Komplizin. Aber wer sind die Lockvögel und wer macht sich wirklich die Finger schmutzig? Der bis zum Ende spannende Weihnachtskrimi ist mit 24 Kapiteln aufgebaut wie ein Adventskalender und dabei viel gesünder als Plätzchen und Schokolade. Wolfram Hänel: Die Weihnachtsmarktbande. Ein Weihnachtskrimi in 24 Kapiteln. |