Stunde der Träume

Herr Blau spielt sich niemals in den Vordergrund. Im Gegenteil: Er ist ein 
schüchterner, zurückhaltender Geselle, der sich meistens versteckt. Nur 60 Minuten am Tag schlägt seine große Stunde: die blaue Stunde. Dann stellt er sich als Puffer zwischen die streitbaren Majestäten des Tags und der Nacht und sorgt für einen etwas schummrigen Übergang. Dämmerlicht, Stunde der Träume. Und auch Herr Blau träumt. Er verehrt die lilienweiße Prinzessin der Morgendämmerung. Nur als Reiher verkleidet kann er sie betrachten, denn ihre ist nicht seine Stunde. In der blauen Stunde, wenn er auf seinen Stelzen durch den Nebel streift, trägt er in einem kleinen Buch eine gepresste weiße Rose an sein Herz gedrückt, Erinnerung an seine Schöne des Morgenlichts. Ein wunderbar poetisches Buch zum Vorlesen und Weiterdenken.

Anne Herbauts: Die Stunde des Herrn Blau.
Verlag Sauerländer, Düsseldorf. 32 Seiten, 13,90 Euro


Kuschelstimmung

Zur Dämmerstimmung passt Die seltsame Alte. Sie kommt immer am Donnerstag und verzaubert ein gelangweiltes Kind mit einer einzigen Schnur. Die beiden Autorinnen haben das uralte Fadenspiel ausgegraben und daraus eine Zauberei gemacht, die viel Nähe schafft. Die Schnur wird nach bestimmten Mustern um die Finger geschlungen und verändert sich, wenn das Gegenüber sie auf die eigenen Finger nimmt. Spannender als zehn Puppen und sieben Bälle, findet das Kind und rückt immer näher an die alte Frau heran. Die Kuschelstimmung kann jeder kleine Leser gleich selbst ausprobieren, denn außer einem Faden liegt dem Buch eine Anleitung für das Fadenspiel bei.

Adelheid Dahimène/Heide Stöllinger (Ill.): Die seltsame Alte.
NP Buchverlag, St. Pölten. 32 Seiten, 14,90 Euro


Spiele für 365 Tage

Um Spiele geht es in einem nützlichen Sachbuch, genauer gesagt: um Spiele für 365 Tage im Jahr. Die Hilfsmittel für die Langeweilekiller müssen nicht extra gekauft werden, sie finden sich überwiegend im Haushalt oder in der Natur. Symbole strukturieren nach drinnen, draußen und der Mitspielerzahl, alle Spiele sind zudem den vier Jahreszeiten zugeordnet. Ein sehr praktisches Buch!

365 Kinderspiele für jeden Tag. Mit Illustrationen von Dorothea Just. 
Moses Verlag. 256 Seiten, 14,95 Euro


Himmel auf Erden

Wolf Erlbruch ist für seine Bilderbuchkunst ausgezeichnet worden, 2003 mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises und dem Gutenbergpreis der Stadt Leipzig. Von ihm sind zwei Bilderbücher neu herausgekommen, die die ganze Palette seiner Kunst skizzieren. Für Ein Himmel für den kleinen Bären hat er ein Tierkind geschaffen, das wie eine Mischung aus Bär und Maus aussieht und viel Charakter hat. Der kleine Bär will seinem Opa in den Bärenhimmel folgen und entdeckt nach langer Suche den Himmel auf Erden, die Geborgenheit in der Familie. 
Für Schulkinder hat Erlbruch eine witzige Schöpfungsgeschichte illustriert: Am Anfang erzählt verständlich und humorvoll, wie Gott aus dem Nichts die Welt erschuf. Der Erzähler Bart Moeyaert war live dabei. Erlbruch zeichnet ein dürres Männchen und einen lieben Gott, an dem alles lang und rund ist, der Bauch, der Bart, die Arme. Und die Mundwinkel, die voller Zufriedenheit bis fast zu den Ohren reichen. Das seltsame Duo führt seltsame Dialoge, denn der Mensch blickt – wie meistens – nicht richtig durch. Meisterhafte Philosophie für Kinder!

Dolf Verroen/Wolf Erlbruch (Ill.): Ein Himmel für den kleinen Bären. 
Carl Hanser Verlag, München. 32 Seiten, 12,90 Euro
Bart Moeyaert/Wolf Erlbruch (Ill.): Am Anfang.
Peter Hammer Verlag, Wuppertal. 36 Seiten, 16,90 Euro


Sockenfraß

Ganz von dieser Welt ist Flusi, das Sockenmonster. Bine Brändle hat eine wunderbare Erklärung für ein modernes Alltagsphänomen gefunden, das jeder kennt. Warum kommen Sockenpaare in die Waschmaschine hinein, aber nur Einzelsocken wieder heraus? Eine fröhliche Geschichte!

Bine Brändle: Flusi, das Sockenmonster.
Verlag Ravensburger. 32 Seiten, 11,95 Euro


©imke habegger 2003