Basar
bizarr
Mit Mario zog Marlene eine ganz Weile herum. Ihr waren die aufregenden
Frühlingstage in Paris in guter Erinnerung geblieben - und auch sonst entpuppte Mario
sich als pflegeleicht und weitgehend anspruchslos. Gerade der Richtige, um ihr
gelegentlich einsame Stunden zu versüßen, in der Regel nicht allzu lästig - und nicht
allzu störend, wenn Marlene ihrer Gier nach Abenteuern nachgeben musste.
Mario hatte sie allerdings auch nachhaltig beeindruckt! Weil er während
eines Urlaubs in Marokko zu ihr gestanden hatte - wie ein richtiger Mann. Sie waren in
einem der bizarren Basare umhergeschlendert und hatten sich Teppiche angesehen. Und einer
der Händler stand in unverhohlener Begeisterung vor Marlene, ihren langen Locken und
ihrer stolzen Erscheinung. Er vergaß völlig das Feilschen und starrte Marlene an, der
das - seltenes Ereignis - fast peinlich wurde. Sie versuchte vergeblich, sich hinter Mario
zu verstecken. Den konnte der Wüstensohn nicht einfach ignorieren: "Ich gebe Dir
fünf Kamele für diese herrliche Frau!" Der Mann flüsterte es fast. "Wie
bitte?" schrie Mario. "Fünf, ach, was sag ich, sechs Kamele für diese
herrliche Frau!" kam es noch einmal von den Lippen des Arabers. Mario war
fassungslos: "Ich soll sie gegen Kamele eintauschen?" Der Mann nickte. Mario
musterte Marlene mit einem kurzen Blick und sagte kurz und bündig: "Kommt nicht in
Frage!" Marlene muss Bedenken gehabt haben - sie atmete hörbar auf!
Der Händler ließ nicht locker. Er müsse diese wunderbare Erscheinung
besitzen, flehte er Mario an - und bot zehn Kamele! Nein - keine Chance. Mario schüttelte
energisch den Kopf. Marlene grinste schon wieder: Sie allein war zehn Kamele wert? Nicht
schlecht! Der Mann legte noch ein Kamel drauf und noch eines, er wirkte wie angespornt
durch die beharrliche Weigerung. Doch Mario blieb eisenhart: "Ich tausche meine Frau
nicht gegen Kamele", sagte er und lächelte Marlene zärtlich zu. Ein Wortschwall
ergoss sich über die beiden: Sie werde es gut haben in seinem Haus, eigenes Zimmer,
eigene Teppiche, jeden Wunsch werde er ihr von den Augen ablesen.... Marlene wirkte nun
fast interessiert. "15 Kamele!!!" Der Gute schluchzte fast. "Komm, wir
gehen!" sagte Mario ungerührt und zog Marlene hinter sich her. Sie musste sich noch
einmal umsehen und genoß fast, dass der Teppichhändler zu Boden gesunken war und sich
die Haare raufte...
"Mario!" sagte Marlene. "Hast Du Dir das gut überlegt? Du
wärst ein reicher Mann mit 15 Kamelen......"
"Ach was", winkte Mario ab, "was soll ich mit 15 Kamelen?
Die passen ja doch nicht in meinen Garten!" Er war eben praktisch veranlagt! Marlene
seufzte und stellte sich vor, wie es wäre, auf edlen Teppichen zu lagern und Wünsche
äußern zu dürfen...
Sie schüttelte die Träume ab. Marios feste Haltung hatte ihr imponiert.
Sie beschloss insgeheim, ihr ausschweifendes Leben ein wenig zu ändern und diesem
Gefährten etwas mehr Treue angedeihen zu lassen! Das klappte nicht immer, aber immer
öfter. |
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