Wise Cat

Marlene hatte ihren Mario eine ganze Weile im Schlepptau. Die Hochgefühle - wie einst im Mai in Paris - waren längst einem beschaulicheren Alltag gewichen. Das heißt: Marios Alltag blieb beschaulich - Marlenes noch lange nicht. Sie kam ja viel herum - vor allem nächtens in netten Kneipen - und hatte sich, ehe sie es sich versah, einen blutjungen Lover an Land gezogen. Gut zehn Jahre jünger als sie, mit nachtschwarzem Haar und ebenso schwarzen Augen. Wie er darauf kam, sich mit Marlene einzulassen, bleibt sein Geheimnis. Jo war lebenslustig, neugierig und den vielen Freuden des Alltags trotz seiner Jugend begeistert zugetan. Die beiden kamen bestens miteinander klar - insgeheim natürlich, denn Mario sollte von der Liebelei (noch) nichts wissen!

Jo hatte einen Freund. Er hieß Phil, war zur Hälfte britischer Abstammung, aber schon lange in Germany und der deutschen Sprache dank deutscher Mutter fließend mächtig. Sein Defizit lag woanders: Er hatte noch nie eine Freundin gehabt, was ihn schmerzte, vor allem aber noch nie die Freuden genossen, von denen ihm Jo nun vorschwärmte - was Phil natürlich ganz besonders betrübte. Während eines dieser aufregenden Männergespräche verfielen die zwei auf eine unglaubliche Idee.....

Jo besuchte Marlene in ihrer Wohnung, sie schwätzten und machten sich über eine Flasche guten alten Cognac her, die Marlene irgendwo abgestaubt hatte. Irgendwann kam Jo auf Phil zu sprechen, schilderte bewegend, wie sehr sein Freund darunter leide, noch nie mit einer Frau..... Ob denn Marlene nicht vielleicht Lust hätte, Phil mal ein paar Tips zu geben, möglichst praxisnah natürlich..... Marlene verschlug es doch ein wenig die Sprache: "Du meinst, ich soll mit ihm .... nun, äh, praktische Übungen machen?????" fragte sie ungläubig. Jo hatte viele Tugenden, eine war besonders bestechend: seine Direktheit. "Genau!" sagte er. "Weißt du was, ich rufe Phil direkt an, der wartet nämlich zu Hause und ist bestimmt schon völlig am Ende vor lauter Aufregung..."

Marlene lachte laut und herzhaft! Sie hatte volles Verständnis für das Problem des jungen Mannes - und außerdem entwickelte sich diese Geschichte ganz nach ihrem Geschmack. Sie war nun einmal neugierig - und wartete sehr gespannt und interessiert ab, was dieser Abend wohl bringen würde.

Es dauerte keine Viertelstunde, da klingelte Phil. Schlich mit hängendem Kopf die Treppe hinauf und stand verlegen und sehr aufgeregt vor Marlene. Die Gute drückte ihn mit ihrer unnachahmlich charmanten Art herzlich an ihren wogenden Busen und flößte ihm erst einmal zwei Cognacs ein. Legte "Satchmo" in den CD-Player - und küsste dann ausgiebig ihren Jo. Anschauungsunterricht! Die beiden waren rasch in Stimmung und verzogen sich alsbald in Marlenes großes breites Bett - nicht ohne Phil dazu zu bitten, natürlich. Der Ärmste kauerte verkrampft auf der äußersten Bettkante und sah hochroten Kopfes mit an, was Jo mit Marlene anstellte. Kaum traute er sich hinzuschauen. Hätte er mal besser getan!

Phil stockte der Atem, als Marlene sich plötzlich ihm zuwandte - und er ließ es hilflos geschehen, dass sie ihn mit geschickten Fingern von all seiner Kleidung befreite. Schmächtig und klein lag er da, schämte sich - und wünschte sich wahrscheinlich insgeheim in die Arme seiner Mutter. Jedenfalls weit weg von Marlene, die sich nun bemühte, Phil soweit in Stimmung zu bringen, dass er fähig werde, den avisierten Act mannhaft zu vollbringen. Marlene war jedoch ihrerseits in Wallung geraten vor lauter Vorfreude auf die Genüsse, die sie erwarteten (dachte sie!) - und hatte ihre Liebkosungen ein wenig zu rasch gesteigert......

Mit einem traurigen Seufzer schüttelte sich Phil - und verteilte seine gesammelten Säfte über Marlenes Finger. Sie nahm ihm das nicht krumm, ging sie doch davon aus, dass er bei seiner adoleszenten Manneskraft alsbald wieder...... Was nun geschah, ließ jedoch selbst die abgebrühte Marlene bis ins Knochenmark erstarren: Phil stieß einen gutturalen gellenden Schrei aus, sprang auf die Füße, fiel fast aus dem Bett, rappelte sich wieder hoch, suchte seine Klamotten zusammen und hetzte wie von Sinnen splitternackt durch die Wohnungstür, die Treppe hinunter, auf die Straße! Dort erst wurde er sich seiner wenig herzeigbaren Erscheinung bewusst, hüpfte in ein Gebüsch, stieg hastig in die Jeans, stülpte sich das Hemd über den Kopf, stopfte Socken und Slip in die Hosentasche und rannte mit wehendem Haar die Straße hinunter!

Oben saß Jo - und wieherte, bis er Schluckauf bekam. Marlene schlich fassungslos zur Cognacflasche, beruhigte sich mühsam mit einem tiefen Schluck - und versuchte nun, nach und nach aus dem völlig aufgelösten Jo herauszubekommen, was passiert war. Der brauchte geschlagene zehn Minuten, bis er seine krampfartigen Lachanfälle einigermaßen unter Kontrolle hatte, und klärte dann die sich zunehmend amüsierende Marlene auf.

Während Marlene mit dem Knaben angelegentlich beschäftigt war, hatte sich ihre Katze Aljoscha (Marlene nahm es mit Namen und Geschlecht nicht so genau, nicht nur bei Tieren) ins Zimmer geschlichen, kurz die Situation begutachtet, und dann beschlossen, sich an der menage à trois zu beteiligen. Aljoscha schlich sich leise ans Bettende, beschnüffelte ausgiebig Phils Zehen und begann, mit bewährt rauher Zunge langsam daran zu saugen. Ob das Phils verfrühten Abflug zusätzlich beschleunigt hat, wurde nie geklärt - jedenfalls war Aljoscha nicht damit einverstanden, dass der abfliegende Phil ihr die Zehen entzog. Ganz nach Katzenart fasste sie nach und hieb ihre Pfote auf das sich entfernende Objekt ihrer Begierde, wobei sie leider vergaß, die Krallen einzuziehen. So kam es, dass Phil, der sich den plötzlichen Schmerz nicht so ohne weiteres erklären konnte, wie von Teufeln gehetzt davonraste - und auf einen Schlag kuriert war von der Idee, endlich mal bei einer erfahrenen, attraktiven Frau in die Lehre zu gehen...