©Stuttgarter Nachrichten/ap 2004
- Konzert am 30.3.2004 in Stuttgart
Erics famose Blues-Connection
Eric Clapton beginnt in Stuttgart den Deutschlandteil seiner Welttournee - 13.000 wünschten "Happy
Birthday"
Von Uwe Käding
Streichelzart im Blues schwelgen und vogelwild losrocken: Eric Clapton zelebriert auf seiner aktuellen Welttournee alle Facetten seines Repertoires. Dabei tritt er enger denn je mit seinen Mitmusikern als Band auf, ist locker und souverän von "Hoochie Coochie Man" über "Cocaine" bis "Layla". Rund 13.000 Fans feierten am
30. März in der ausverkauften Stuttgarter Schleyerhalle den legendären Gitarristen und empfingen ihn zudem mit einem Ständchen: Es war "Slowhands" 59. Geburtstag.
Clapton schien ehrlich gerührt, als er mit "Happy Birthday" und Blumen begrüßt wurde. Mehr als "Thank You" und "Danke schön!" kam ihm aber nicht über die Lippen. "Let It Rain" eröffnete den Abend, ohne Ansagen folgten "Hoochie Coochie Man", "Walk Out", "Bell Bottom Blues" und "Change The World". Erst dann nuschelte Clapton etwas ins Mikrofon: Es wüssten ja alle, dass er Geburtstag habe, aber eigentlich sei es ihm viel wichtiger, Robert Johnson zu spielen. Dem Blues-Gitarristen, der wie kein anderer junge weiße Rockmusiker in den 60er Jahren geprägt hat, hat Clapton sein neues Album gewidmet, "Me and Mr. Johnson". Es folgte die einzige Liedansage des über zweistündigen Konzerts: "When You Got A Good Friend".
Ab hier wurde überdeutlich, dass Clapton vor der Veröffentlichung nicht nur ein paar Sprüche darüber abgelassen hat, warum ihm Johnson so wichtig sei. Johnsons Musik hat ihm Halt gegeben, als er von der Kunstschule geflogen war, sie hat ihn in Phasen gestützt, in denen er in Alkohol- und Drogensucht unterzugehen drohte. Und sie hat ihm heute, da er mit einer jungen Frau und zwei kleinen Töchtern ein glückliches Familienleben hat, Fröhlichkeit gegeben.
Auf der Bühne wirkt sich das so aus, dass die Mitmusiker mehr denn je ins Spiel kommen. Mit jedem eine Taktsequenz abschließenden Schlagzeugwirbel von Steve Gadd rollt der Soloball zum nächsten weiter: etwa von Clapton zu Billy Preston an der Orgel, von dort zu Doyle Bramhall
II an der Gitarre, von dort zu Chris Stainton am Klavier. Die Reihenfolge variiert, und wie bei einem Jazz-Konzert gibt es Szenenapplaus.
Mit melancholischen und gefühlvollen Blues-Stücken wie "Kind Hearted Woman" und "Holy
Mother/Blues In C" bekommt die Band sogar die lausige Akustik der Schleyerhalle in den Griff - die leiseren Stücke kommen besser, weil bei den druckvollen Rock-Nummern Blechdach und Stahlkonstruktionen für störende Rückkopplungen sorgen. Und so wird neben den Johnson-Stücken und Blues-Klassikern "Wonderful Tonight" mit der einzig authentisch schwelgenden Preston-Orgel zum Höhepunkt des Abends.
Generationen übergreifendes Publikum
Clapton zog in Stuttgart ein Generationen übergreifendes Publikum an. Da waren komplette Familien mit ein oder zwei um die zwölf Jahre alten Kindern, da waren Vater und fast erwachsener Sohn beim musikalischen Fachsimpeln zu hören, alle denkbaren Variationen eines Publikums von zehn bis 65.
Die 57 Konzerte der Welttournee sollen Clapton und Band für das "Slowhand"-Ereignis des Jahres fit machen: Am ersten Juni-Wochenende veranstaltet Clapton in Dallas ein dreitägiges Festival mit hoch geschätzten Kollegen wie B.B. King, Carlos Santana, Brian May, Robert Cray, Steve Vai, Joe Walsh, Jimmy Vaughan und anderen. "Wir touren in Europa im März und April, um in Form zu kommen", sagte er noch in New York im AP-Gespräch. Sie sind es schon.
Clapton spielte in Stuttgart überwiegend mit einer neuen Fender-Gitarre in einem modern-bunten Design. Von seiner alten Gitarrensammlung will er sich trennen: Neben den Einnahmen des Gitarren-Festivals soll eine Gitarrenauktion am 24. Juni im New Yorker Auktionshaus Christie's Geld in Claptons 1997 auf Antigua gegründetes Drogen-Rehabilitationszentrum fließen lassen. "Wir reden von Menschen, die mit einem neuen Leben aus der
Behandlung kommen", sagte er. "Was ist da eine
Gitarre?"
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