©Frankfurter Neue Presse 2004
- Konzert am 8.4.2004 in Frankfurt/Main
Mr. Gott hat noch gute Laune
Gottesdienst in der Festhalle: Eric Clapton machte Station in Frankfurt
Von Olaf Kern
Wer ist "EC" heute? Ein Künstler, der von seinen intimsten Fans auf seine
Initialen reduziert wird. Vielen nennen ihn auch nur Gott. "Hello" und "Thank You" brüllt also Gott nach "Let It Rain" etwas zu laut ins Mikrofon. Gut aufgelegt, würde man in diesem Fall sagen. Aber wenn Gott, der sonst wenig redet, schon überschwänglich grüßt, klingt das sogar verheißungsvoll.
Die Stimmungslage des sensiblen Saitentechnikers ist genauso wichtig für einen gelungenen Abend wie die Liste seiner Lieder – jedes Konzert mit Eric Clapton gerät mittlerweile zur Standortbestimmung. Alt und Jung pilgert zur Messe und versammelt sich ehrfürchtig vor der Bühne. Mittlerweile sind es drei Generationen. Die Festhalle ist selbstverständlich ausverkauft. Dabei wolle er doch nur mit den anderen zusammen gute Musik machen, gab er kürzlich in einem Interview bekannt.
Satte zwei Stunden nimmt er sich dafür Zeit an jedem Tag seiner Mammut-Tournee, die 57 Termine umfasst, und bleibt symbolhaft auf dem Teppich. Als einziger steht Clapton während des Konzerts seltsamerweise auf einem Perser, die blaugelbrotpinkschwarze Fender im Anschlag. Zwei Leinwände übertragen Nahaufnahmen vom Griffbrett. Und der "Hoochie Coochie Man" ist der Beginn einer hörenswerten Reise in die Niederungen des Blues-Delta. Die wie üblich arrangierten "Change The World" oder "Wonderful Tonight" sind dieses Mal nur Zwischenstationen, ebenso die beschwingt eingeleitete Version von "I Shot The Sheriff". Es ist der "Milkcow's Calf Blues", der Eric Clapton erstmals zur Slide-Gitarre und ungewöhnlichen Rhythmuswechseln verführt. Lodernde Improvisationsphasen werden beim "Kind Hearted Woman Blues" ausgekostet, die musikalische Achse reicht von Claptons erst 32 Jahre alten Alter Ego Doyle Bramhall an der zweiten Gitarre über Hammond-Elegiker Billy Preston bis zu den Urgesteinen Steve Gadd, Nathan East und Chris Stainton. Mit "Have You Ever Loved A Woman" und "Badge" spielt sich Clapton heiße Soli-Finger und erzeugt ein Klang-Kontinuum von bedrängender Dichte. Auch stimmlich ist er stets der Souverän über seine vokalen Wendungen, die sich zwischen rauer Schwere und zartem Schmelz bewegen. Selbst bei den pechschwarzen Texten eines Robert Johnson, auf dessen Spuren der 59-Jährige zu seinen Wurzeln zurückkehrt, phrasiert Eric Clapton mit einnehmender Expressivität. "Cocaine", "Layla", "Sunshine Of Your Love" und "I Got My Mojo Working" bilden das temporeiche Finale. Die Luft brennt, auch ohne Feuerwerk. Am Ende ist Eric Clapton bei sich selbst
angekommen. Sein Platz liegt heute irgendwo zwischen Himmel und Hölle.
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