©Hamburger Morgenpost 2004 - Konzert am 3.4.2004 in Hamburg

Aus dem Tal der Tränen

Rock-Legende Eric Clapton in der ausverkauften Color Line Arena

Von Ralf Dorschel

Es ist das alte Lied: Mann liebt Frau. Frau liebt Mann überhaupt nicht. Das alte Leid: Weil echte Männer nicht weinen, greift er zur Gitarre - die dann für ihn heult und heult. Unmissverständlich hatte Eric Clapton sein Konzert in der restlos ausverkauften Color Line Arena ins Zeichen des Blues gestellt. Der Rock-Veteran als Historiker auf den Spuren verblichener Legenden, das Programm weitgehend bereinigt um chartsgebügelte Softrocker, die Show erstklassig inszeniert inmitten einer prallen Light-Show und mit einem der besten Sounds, die die Halle je erleben durfte. 

Es wurde ein steiler Aufstieg aus dem tiefen Tal der Tränen: Eingangs war es ein Fall für die Verbraucherzentrale, stand überall Blues drauf und nirgendwo war er drin. Nummern wie "Hoochie Coochie Man" kamen so stereotyp, dass der Meister furchtbar alt aussah nach seinem Vorprogramm, dem jungen Brachial-Blueser Robert Randolph. Die Eingebung kam häppchenweise: Bei "I Shot the Sheriff" durfte wenigstens Claptons Gitarre schon mal den ganzen Welten-Jammer hinausschreien - für Soli wie dieses wurde der Mann mal zum Gott erklärt. "Have You Ever Loved a Woman" zur Halbzeit und die rare Derek & the Dominoes-Nummer "Got to Get Better in a While" brachten endgültig die Wende: Ganz sanft reichen sich Luxus-Musiker wie der Organist Billy Preston und der Drummer Steve Gadd den Stab weiter, ganz langsam schrauben sich die Songs zu orgiastischen Duellen hoch. Die polierten Oberflächen werden geschmirgelt, der auch nach fast 40 Bühnen-Jahren noch schüchterne Star lacht befreit. 

Und am Ende war alles gut: Der Altmeister hatte aufgeschlossen zum verschwitzten Klangbild seines Vorprogramms. Bei den Zugaben "Sunshine of Your Love" und "I Got My Mojo Working" durfte Robert Randolph mit auf die Bühne, gemeinsam heulte man sich ins Nirwana. Keiner liebt dich und du feierst trotzdem. Oder grad deshalb. Das ist Blues vom Seitenanfang Feinsten und machte ein kompromissloses Finale eines schließlich doch noch gewaltigen Konzertes.
 

In der Online-Ausgabe der Hamburger Morgenpost stand – allen Ernstes – unter dem Vollbild als Bildzeile:

"Eric Clapton gehört zu den besten amerikanischen Songschreibern aller Zeiten"